Rund um die Arbeit
Der Donnerstag sollte ein heftiger Tag werden. Das war mir von Anfang an klar. Nach vier Stunden Schlaf ins Büro, auf zur Besprechung. Dank einer streng geführten Moderation von meiner Seite, schaffen es in 1 1/2 Stunden fertig zu sein - dann direkt ins Ministerium, Sitzung zu unserer Konferenz. Nach weiteren 1 1/2 Stunden noch mit einer Kollegin schnell einen Kaffee trinken und ihr Hilfestellungen für ein Workshopdesign geben - danach diretissima zu meinem Präsidenten, um gemeinsam nach S. zu einer Tagung zu fahren, wo ich das Hauptreferat halten soll.
Mein Präsident überredet mich noch zu einer Leberkässemmel auf fast nüchternen Magen - das wird mir noch zum Verhängnis.
Dann eine schöne Autobahnfahrt- ein ganzer Nachmittag mit Ö1 - auf einer guten Anlage - dazu unglaubliche Lichtstimmungen - fast könnte ich vergessen, dass mir noch immer einige Folien fehlen - geschweige denn, dass ich das Referat schon einmal durchgegangen bin....
Nach einigem Suchen, finden wir den Tagungsort, checken ein, bekommen noch ein Abendessen, trinken zwei kleine Bierchen, bevor ich mich auf mein Zimmer verzupfe - um noch die restlichen Folien zu basteln. Dazwischen bewundere ich noch das tolle Nichtraucherschild in meinem Zimmer - schaut doch irgendwie nicht nach einer Zigerette - sondern nach etwas anderem aus...
Um 23h bin ich im Bett.
silmanja - 11. Nov, 21:52
Dienstag:
Puh mein Konferenztermin am Freitag rückt näher und langsam muss ich wirklich an meiner Präsentation weiterbasteln. Nun zumindestens ein Konzept habe ich ja. Wären da nicht die vielen Ablenkungen - die im Büro da so täglich ihre verschlungenen Pfade zu uns finden, diverse Anfragen, Kommunikationsbedürfnisse von Mitarbeiterinnen und Ex Kollegen, die unangemeldet hereinschneien.
Und dann wieder ein mehrstündiges Projekttreffen - über drei Stunden - sehr spannend - sehr intensiv - und danach bin ich ziemlich groggy und bummle noch zu Fuss ein bisschen durch die Gegend, um eine bisschen runterzukommen - und dann später prompt 15 Minuten auf meinen Bus zu warten...
Mittwoch
Jetzt wird es eng. Von ca. 25 notwendigen Folien habe ich gerade elft Stück, morgen am Vormittag Bürobesprechung, und dann gleich zu einem unangenehmen Ministeriumstermin, und dann mit meinen Präsidenten ab ins Auto und auf die Konferenz fahren. Das wird heute und morgen eine kurze Nacht und somit verabschiede ich mich auch für die nächsten zwei Tage
Heute beim einem Projekttreffen erwähne ich am Rande, dass ich ab 10. Dezember auf Urlaub bin. Meint der Institutsleiter vom Partnerinstitut, dass ich zu beneiden sei, und dass es bei ihnen fast keine Urlaube gebe. Darauf erwidere ich, dass ich sowas nicht mehr zulasse, auch weil die Nichtanspruchnahme von Urlauben für Unternehmen im Endeffekt nur teuer kommt.
Nach der Sitzung bedankt sich eine Mitarbeiterin des Partnerinstituts bei mir für diese Wortmeldung und erzählt Bedenkliches über deren Urlaubspolitik. Urlaube sind nur im Sommer zugelassen, ansonsten maximal eine Woche und nur wenn die Person das verantworten kann. Dies führt dazu, dass sich bei einigen massive Urlaubsansprüche ansammeln --- das kann es ja nicht sein, dass die Institutionen die für eine bessere Welt und mehr Lebensqualität kämpfen, in ihrer eigenen Politik genau das Gegenteil machen, ihre Mitarbeiterinnen Urlaub und Überstunden ansammeln lassen - und das für normal halten.
Pfui...
Süss: Ich habe mit meiner Stellvertreterin verhandelt, dass sie weiterhin die Vertretung übernimmt - die sie schon seit zwei Jahren erfolgreich betreibt -dafür übernehme ich die Personalverantwortung - da ich ihre Überlastung mehr als nur verstehen kann.
Saures: Für einen kleinen Kongress, den wir im Winter organisieren, wird gerade das ganze Programm über den Kopf geworfen - weil nun eine zweite Abteilung aus dem Ministerium dazugekommen ist. Ich ahne Böses. Genau mit dieser Abteilung, die nun dazugekommen ist, hatten wir schon voriges Jahr bei einer Kongressorganisation ziemliche Schwierigkeiten, weil diese dauernd mit neuen Ideen kommen, die "jetzt und sofort" umgesetzt werden müssen. Auch die Koordination von Ministeriumsabteilungen ist immer extrem mühsam. Dieser vorjährige Kongress hat mich über meine Kapazitäten hinaus beansprucht - und ist sicher der Hauptgrund - dass ich noch immer eine tiefe Müdigkeit in mir habe - und meine Motivation immer noch suche...
... to be continued....
Am Donnerstag will mir meine Stellvertreterin M. eine externe Vertretung, die sie vor über einem Jahr übernommen hat, wieder "zurückgeben". Ich soll jetzt die Vertretung übernehmen, und mit auch gleich in den Vorstand eines neu zu gründenden Vereins wählen lassen. Als Grund gibt M. Arbeitsüberlastung an - ein Argument, das ich gut nachvollziehen kann.
Nur, mich interessiert diese Außenvertretung eigentlich nicht - es wäre eine weitere Aufgabe, die ich nicht machen will. Ich glaube ich werde mich nicht wehren können, dass M. dies abgibt, und aus Mangel an anderen Personen (die das übernehmen können), ich das machen muss, damit wir als Organisation im Netzwerk weiter präsent sind.
Und das werde ich M. am Donnerstag (hoffentlich) auch sagen - dass ich sie nicht zwingen kann die Vertretung weiter zu übernehmen, und dass ich diese nolens volens übernehmen muss. Für die Qualität unserer Arbeit in dem Netzwerk wird es eher ein Schaden sein... mal schauen was daraus wird....
silmanja - 31. Okt, 22:32
Seit einiger Zeit denke ich schon nach, was ich
wirklich, wirklich will - einige Gedanken kommen mir - und sicher bin ich doch nicht...
Dann habe ich vor kurzem mit meiner liebsten und ältesten Freundin D. gesprochen und ihr ein bisschen erzählt, was mir gerade gefallen würden. Sie hat mir Mut gemacht, und die Ideen gut gefunden...
Die letzten Tage beim Wandern habe ich unter anderen diese Ideen hin- und her gewälzt - und bin mir gar nicht mehr so sicher - nicht, dass ich nicht weiss, was ich gerne machen möchte (wobei das auch immer zuviel ist - und sich oft ändern kann) - nur merke ich, dass ich Tätigkeiten brauche - die keinem direkten wirtschaftlichen Verwertungszwang unterliegen. Ich will mich nicht immer fragen, wie ich mit etwas Geld machen kann. Ich will Dinge auch einfach tun - weil ich sie richtig und schön finde - und nicht immer überlegen ob sie Geld bringen können. Das hemmt nämlich - stört die Kreativität und das vernetzte Denken.
Dann sollte ich mir vielleicht einen Job suchen, der mich emotional nicht aufreibt (wenn ich dafür mittlerweile nicht mehr überqualifiziert bin) - um dann in meiner Freizeit die Dinge zu machen - die mir einfach Spass machen... --
*hamsterrad dreht sich weiter*
silmanja - 28. Okt, 23:22
Wie man mehrere Stunden nicht zu dem kommt, was man eigentlich tun sollte:
- Nach dem Mittagessen mit einer lieben Kollegin zu lange beim Kaffee hängen.
- Einen Anruf von einer großen Tageszeitung bekommen, die mitteilen, dass sie eine Aktivität von uns in der Wochenendausgabe schalten wollen, und dann beim Recherchieren in der eigenen Bilddatenbank keine passenden Fotos zum Thema finden. Nach vielen Stunden anrufen und mitteilen, dass man leider nur komische, nicht wirklich passende Fotos hat, um zu erfahren, dass der Redakteur nun was gefunden hat... *peinlich*
- Einen Anruf von einem Berater bekommen, um anzufragen, ob man kurzfristig interessiert ist bei einer Ausschreibung teilzunehmen - alle anderen Anbote sind eigentlich schon eingereicht.
- Lange mit einer Kollegin reden, die gerade ziemlich mit ihren Netzwerkspartnern zu kämpfen hat. Prozesse reflektieren - draufkommen - dass auch Gender Fragen eine Rolle spielen - noch einmal diskutieren.
Danach in aller Eile den Antrag fertigstellen (der für heute unumstößlich auf der To Do Liste gestanden ist)- Um 20h - der Antrag ist im Kuvert - den Computer schnell auf Standby schalten, vergessen den Antrag auf dem Server abzuspeichern - und weg isser - na supi - hoffentlich müssen wir da keine Änderungen nachreichen - sonst muss ich die ganze Kalkulation noch einmal machen.
Jetzt muss ich von dem Tag noch ein bisschen runterkommen - und morgen muss eigentlich zwingend eine (hoffentlich zweitägige) Wanderung unternommen werden - bei den Wettervorhersagen...
Viel müssen---heute
silmanja - 25. Okt, 23:39
Ein führendes Energienunternehmen möchte anscheinden stärker im Gasbereich investieren und glaubt dazu die Meinung von unterschiedlichen Organisationen einholen zu müssen, auch wenn die Organisationen überhaupt nichts mit dem Thema Energie zu tun haben.
Aus Gutmütigkeit habe ich dem Telefoninterview zugesagt - und wurde dann mit massenhaft unnötigen Fragen bombardiert. Ich bin immer wieder überrascht, dass die Meinungsforschung damit etwas anfangen kann. Herzlich gelacht habe ich bei der Frage ob sich der Anteil der Atomenergie in Österreich verringern oder erhöhen wird. Gleichbleiben war keine Alternative.... Auch die Zuordnung von Eigenschaften zu Unternehmen, die man gerade dem Namen nach kennt, halte ich für einen ziemlichen Topfen - und es nervt ziemlich.
Der Supervisor, mit dem ich nach der Befragung gesprochen habe, war angenehmerweise bei meiner Nachfrage sehr professionell und hat sich für mein Feedback bedankt.
silmanja - 25. Okt, 23:16
Wenn ich eine Beobachtung in einem Projektteam mitteile - und einer der Projektmitglieder diese Beobachtung - später vor externen Personen als seine Reflexion mitteilt. *grummel" - soll er doch sagen, das ist uns als Team aufgefallen - aber selber Lorbeeren holen - nur weil er zugehört hat....
Und das blöde daran ist: ich kann ihn nicht wirklich darauf ansprechen, weil ich dann kleinlich und egoistisch daherkomme (ist ja auch nicht ganz aus der Luft gegriffen....;-)). Und leider hatte ich in der Situation nicht die Gelegenheit mit einem entwaffnenden Lächeln zu sagen: vielen Dank, lieber xx, dass dieses Ergebnis unserer Reflexion weitergibst .... usw. Das ist meine Methode in Teams und Gruppen - aufzuzeigen, wie man sich aufeinander bezieht. Vielleicht gibt es noch gefinkeltere?
silmanja - 21. Okt, 00:01
Einerseits will ich mich zurückziehen und habe keine Lust auf Kontakte mit anderen, vermeide zuviele Termine usw. - andererseits merke ich, wie gut es mir tut. Vor irgendwelchen Sozialterminen und Gruppengeschichten möchte ich am liebsten absagen - und nachher bin ich oft sehr froh dort gewesen zu sein (Vor Urlauben geht es mir übrigens oft ähnlich). Gestern ein anregender Termin im Ministerium und heute war wieder ein eintägiger Workshop zu einem unserer Forschungsprojekte - zu dem ich heute in der Früh noch gar keine Lust hatte.
Und dann hat es richtig Spass gemacht im Gruppenprozess zu sein und kreative Ideen zu spinnen. Schön ist es vor allem Zukunftsvisionen zu entwickeln, mit dem ausdrücklichen Auftrag nicht über Machbarkeit, sondern nur über Wünschbarkeit nachzudenken. Im nächsten Workshop wird dann von der Zukuntsvision ausgehend versucht die Schritte "rückwärts zur Realität" zu bestimmen (Backcasting nennt sich das). Schöne Gschichte....
Dafür ist meine Prag Reise nächste Woche - wo ich ein Seminar geleitet hätte - abgesagt worden. Bin einerseits nicht böse - weil ich somit das lange Wochenende gewinne - und andererseits habe ich ja jetzt wieder Lust auf Gruppe bekommen - und eine Einnahmequelle weniger ist es auch wieder...
silmanja - 19. Okt, 21:50